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Version vom 21. März 2009, 20:31 Uhr von Besserwessi (Diskussion | Beiträge) (Die AVR-Pin-Bezeichnungen und deren Funktion)

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Beispiel eines AVR Controllers

AVR ist eine 8-Bit Microcontroller-Familie mit RISC-Architektur. Im Gegensatz zu vielen anderen Microcontroller-Architekturen hat die AVR-Architektur keine Vorgänger. Sie ist ein komplettes Neudesign, das Anfang der 90-Jahre an der Universität von Trondheim/Norwegen entwickelt und vom (bis heute einzigen) Hersteller Atmel aufgekauft wurde. Es gibt eine ganze Serie von AVR-Controllern. Sie alle werden ähnlich programmiert, haben vergleichbaren Befehlssatz und physikalische Eigenschaften, bieten jedoch unterschiedliche Features und Peripherie.

Es gibt zahlreiche und kostenlose Entwicklungssysteme in den Sprachen Basic, C/C++, Pascal und Assembler für diese Controller-Familie.

Wofür steht AVR?

"AVR" steht angeblich für Advanced Virtual RISC (in einem Paper der Entwickler des AVR-Kerns Alf Egin Bogen und Vegard Wollan). Laut Atmel bedeutet es nichts.

Hardware

AVR-Controller besitzen eine zweistufige Pipeline (fetch and execute), die es ermöglicht, die meisten Befehle innerhalb eines einzigen Prozessortaktes auszuführen. Dadurch ist ein AVR wesentlich schneller als etwa 8051-Controller, bei denen der Prozessortakt intern noch durch 12 geteilt wird.

  • AVR-Kern
    • Harvard-Architektur (getrennter Befehls- und Datenspeicher)
    • 32 Register, kein Akkumulator, 3 Pointerregister
    • EEPROM-Datenspeicher
    • Watchdog, Bootloader-Support, verschiedene Stromspar-Modi, Brownout-Erkennung, Interner Oszillator
    • Lineares Speichermodell (keine Segmentierung)
    • 8-Bit Architektur ist für Hochsprachen (C) optimiert
  • In-System programmierbar: die Controller können sehr einfach über ein Programmierkabel (oft ISP-Kabel genannt), das mit dem PC verbunden wird, programmiert werden – auch dann, wenn sie sich nicht in einer Schaltung befindet.
  • umfangreiche Peripherie
    • 8- und 16-Bit-Timer/Counter mit PWM, Capture/Compare, externe Betaktung, asynchrone Operation
    • Kommunikation: USART, SPI, I2C (TWI)
    • Analog-Comparator, Analog-Digital-Wandler
    • unterschiedlichste externe und interne Interrupt-Quellen (UART, SPI, Timer, A/D-Wandler, Analog-Comparator, ...)
    • JTAG (Debugerinterface)
  • AVR Typen (AT90 "Classic AVR", ATtiny, ATmega)
  • erhältlich in unterschiedlichen Gehäusen, idR Durchsteck und als SMD
  • Viele Entwicklungsboards erhältlich, z.B. das Roboternetzboard RN-Control

Einige Pinbelegungen der populärsten AVR-Controller

(in etwa nach Leistungsfähigkeit sortiert)

At90s2313tiny.png


Mega8kompatibel.png
Mega1632.gif


Mega128pin.gif



Die AVR-Pin-Bezeichnungen und deren Funktion

Die meisten Ports sind doppelt belegt und besitzen neben der normalen Port-Funktion noch eine Sonderfunktion. Die verschiedenen Pinbezeichnungen und Sonderfunktionen werden hier beschrieben:

Tabelle: Die AVR-Pin-Bezeichnungen und deren Funktion
Versorgungs- und Referenzpins, Reset
VCC Versorgungsspannung von 2,7 V bis 5,5 V bei den L-Varianten (low power), ansonsten 4,5V bis 5,5 V. Neuere AVR ab 2,7 V und ab 1,8 V in V-Variante.
GND Masse
AREF Referenzspannung für den Analog-Digital-Wandler. Auch die interne Bandgap-Referenzspannung kann über diesen Pin entstört werden (dann KEINE externe Spannung an diesen Pin geben (Kurzschluss)!).
AGND Analoge Masse für AD Wandler und dazugehörige Ports. Sollte in aller Regel mit GND verbunden werden.
AVCC

Die Betriebsspannung für den Analog-Digital-Wandler (und einiges mehr) (siehe Beschaltungsskizze). Die Pins AVCC und AGND müssen immer beschaltet werden, selbst wenn man den AD-Wandler und Port A nicht benutzt.

RESET Rücksetz-Eingang, intern über einen Pullup mit VCC verbunden. Ein LOW–Pegel an diesem Pin für die Dauer von mindestens zwei Zyklen des Systemtaktes bei aktivem Oszillator setzt den Controller zurück. Rücksetzen der Ports erfolgt unabhängig von einem evtl. anliegenden Systemtakt.
PEN Programming Enable - Diesen Pin gibt es nur beim Mega128/64 u.ä. Wird dieser Pin beim Power-On Reset nach Masse gezogen, geht der Controller in den ISP Programmiermodus. Man kann ihn also alternativ zu Reset verwenden. In der Regel verwendet man aber die Reset-Leitung und PEN sollte man direkt mit VCC verbinden.
System-Takt
XTAL1 Eingang des internen Oszillators zur Erzeugung des Systemtaktes bzw. Eingang für ein externes Taktsignal, wenn der interne Oszillator nicht verwendet werden soll bzw. Anschluss von Quarz/Keramik-Resonator/RC-Glied.
XTAL2 Anschluss von Quarz oder Keramik-Resonator oder Ausgang des integrierten Oszillators zur Nutzung als Systemtakt (Je nach Fuse-Einstellungen).
Digitale bidirektionale I/O-Ports
Jeder Pin der Ports kann individuell als Eingang oder Ausgang konfiguriert werden. Die I/O-Ports sind maximal 8 Bit breit und verfügen ja nach AVR-Typ über eine unterschiedliche Anzahl von Pins. An jedem als Eingang (Input) geschalteten Pin gibt es zuschaltbare Pullup-Widerstände, die teilweise auch bei aktivierter Sonderfunkton verfügbar sind.

Bei eingeschalteten Sonderfunktionen wie UART, SPI, ADC, etc. sind die entsprechenden Pins nicht als "normale" digitale I/O verwendbar, sondern dienen der Sonderfunktion. Die Anzahl der als I/O verwendbaren Pins ist auch abhängig von den Fuse-Einstellungen (Vorsicht beim Umstellen, Handbuch GENAU lesen!).

PA 0 – 7 Port A
PB 0 – 7 Port B
PC 0 – 7 Port C
PD 0 – 7 Port D
PE 0 – 7 Port E
PF 0 – 7 Port F
PG 0 – 7 Port G
Externe Interrupts
Die PCINT-Interrupts gibt es nur für neuere AVRs wie den ATmega88. Falls die Anzahl an externen Interrupts nicht ausreicht, kann evtl. auch andere Hardware dafür eingesetzt werden, etwa der Analog-Comparator mit interner Bandgap-Referenz, falls er anderwärtig nicht gebraucht wird.
INT0 Externer Interrupt 0
INT1 Externer Interrupt 1
INT2 Externer Interrupt 2
PCINTx Pin-Change Interrupt
Timer und PWM
T0 Timer 0: externer Takteingang.
T1 Timer 1: externer Takteingang.
OC0 PWM bzw. Output Compare Ausgang des Timers 0
OC1A Ausgang für die Compare-Funktion des integrierten Zeitgeber- / Zählerbausteines

Der erste PWM-Ausgang des Timers1. Er kann zum Regeln der Bot-Motorgeschwindigkeit benutzt werden.

OC1B Ausgang für die Compare-Funktion des integrierten Zeitgeber- / Zählerbausteines

Der zweite PWM-Ausgang des Timers1. Er kann zum Regeln der Bot-Motorgeschwindigkeit benutzt werden.

ICP1 Eingang für die Capture-Funktion des integrierten Zeitgebers / Zählerbausteines
OC2 Pwm bzw. Output Compare Ausgang des Timers2. Er kann zum Regeln der Bot-Motorgeschwindigkeit benutzt werden.
TOSC1, TOSC2 TOSC1 und TOSC2 sind Eingänge für den asynchronen Modus von Timer2. Sie sind vorgesehen für den Anschluss eines externen Uhrenquarzes ( 32.768 kHz ). Damit lassen sich zum Beispiel sehr genaue Ein-Sekunden-Impulse für eine Uhr generien.
Analog-Digital-Wandler
ADC0 bis ADC7 Eingänge des AD-Wandlers. Spannungen können hier gemessen werden oder an den Analog-Komparator weiter geleitet werden.
Analog-Komparator
AIN0, AIN1 Die beiden externen Eingänge des Analog-Komparators.

Mit AIN0(+) und AIN1(-) kann man zwei Spannungen miteinander vergleichen. Wenn die Spannung an AIN0 höher als bei AIN1 ist, liefert der Komparator "High", ansonsten ein "Low". Als interne Eingänge des Komparators können die Interne Bandgap-Referenzspannung oder Ausgänge des ADC-Multiplexers dienen.

Serielle Schnittstelle (USART)
RXD Eingang der Seriellen Schnittstelle (Receive Data), TTL-Pegel
TXD Ausgang Serielle Schnittstelle (Transmit Data), TTL-Pegel
XCK Externe Takt für den USART. Wird nur in Sonderfällen für den Takt benötigt.

USART ("Universal Synchronous/Asynchronous Receiver and Transmitter"). Das ist die serielle Schnittstelle, die zur Datenübertragung zwischen Mikrocontroller und PC genutzt wird. Zur bidirektionalen Übertragung werden zwei Pins am Controller benötigt: TXD und RXD. Über TXD ("Transmit Data") werden Daten gesendet, RXD ("Receive Data") dient zum Empfang.

SPI-Schnittstelle
SS SPI-Interface – wird benötigt, um den µC als aktiven Slave auszuwählen
MOSI SPI-Interface – Datenausgang (als Master) oder Dateneingang (als Slave), verwendet bei ISP (In-System-Programmierung)
MISO SPI-Interface – Dateneingang (als Master) oder Datenausgang (als Slave), verwendet bei ISP (In-System-Programmierung)
SCK SPI-Interface – Bustakt vom Master, verwendet bei ISP (In-System-Programmierung)
I2C-Schnittstelle (TWI)
SDA I2C-Schnittstelle (Bus aus 2 Leitungen) Datenleitung
SCL I2C-Schnittstelle (Bus aus 2 Leitungen) Clockleitung
JTAG-Interface
TDI JTAG-Debug Interface - Über dieses Interface kann man den AVR programmieren und debuggen. Die Schnittstelle ist ähnlich wie die SPI Schnittstelle und hat getrennte Dateneingangs- und Datenausgangsleitungen sowie eine Taktleitung. TDI ist die Dateneingangsleitung
TDO JTAG-Debug Interface - TDO ist die Datenausgangsleitung des JTAG Interface
TMS JTAG-Debug Interface
TCK JTAG-Debug Interface

Timer/Counter

Für Infos zu Timer und Counter siehe Artikel Timer/Counter (Avr).

Analog-Digital-Wandler

Für Infos zu Analog-Digital-Wandler siehe Artikel ADC (Avr).

Analog-Komparator

Für Infos zu Analog-Komparator siehe Artikel Analog Komparator (Avr).

TWI/I2C

Für Details über das Two-wire Serial Interface (kurz TWI) siehe Artikel TWI.

UART/USART

Für Details über den UART/USART siehe Artikel UART.

SPI - Serial Peripheral Interface

Für Details über SPI siehe Artikel SPI.

Näheres zu SPI beim AVR siehe SPI (AVR).

USI - Universal Serial Interface

Für Infos zu USI (Universal Serial Interface) siehe Artikel USI (Avr).

Die Fusebits

Zur Konfigurierung eines AVR-Controllers werden Fusebits benutzt. Bei der Auslieferung neuer AVR Controller sind die Fusebits bereits vorkonfiguriert, in der Regel auf den internen RC Oszillator und etwa 1 MHz Frequenz. In vielen Fällen kann die Konfiguration unverändert bleiben. Bei den Typen Mega xxx bestimmen einige Fusebits beispielsweise, dass der interne Taktgeber aktiviert ist. Soll z.B. dagegen ein externer Quarz anschlossen oder die Taktfrequenz geändert werden, so müssen auch die Fusebits geändert werden. Auch das Deaktivieren des "On Chip Debugging" Modus ist oft notwendig, wenn alle Ports genutzt werden sollen.

Die Fusebits werden in der Regel über die Software eingestellt, welche auch für das Übertragen des Programmcodes zuständig ist. Besonders einfach geht dies beispielsweise mit der Entwicklungsumgebung Bascom. Aber auch andere Programme wie PonyProg können für die Umstellung der Fusebits genutzt werden. Einmal eingestellte Fusebits bleiben bis zur erneuten Fusebit-Änderung erhalten. Der normale Programmiermodus verändert die Fusebits nicht.

Je nach AVR Controllertyp sind unterschiedliche Fusebits (Einstellungen) vorhanden. Die genaue Beschreibung findet man im jeweiligen Datenblatt. Da aber falsch gesetzte Fusebit-Einstellungen zu den häufigsten Problemen gehören, liste ich hier die Funktion der üblichen Fusebits nochmals genauer auf:

CKSEL0, CKSEL1, CKSEL2, CKSEL3 Die Kombination dieser 4 Fusebits bestimmt die Taktquelle des Controllers. Das kann eine interner Taktgenerator, ein Quarz, Quarzoszillator, RC-Glied und ähnliches sein.
JTAGEN Hiermit wird die "On Chip Debugging" Schnittstelle aktiviert bzw. deaktiviert. Das sind die Bits mit den Bezeichnungen TDI, TDO, TMS und TCK. Möchte man diese Pins als normalen Port nutzen, so muss diese Schnittstelle immer deaktiviert werden. Alternativ kann man das JTAG aber auch per Software deaktivieren.
SUT0, SUT1 Die sogenannte StartUp-Zeit (PowerOn delay). Diese Einstellung muss abhängig von der Art des Taktgenerators eingestellt werden, genaueres im jeweiligen Datenblatt.
SPIEN Hiermit kann die serielle ISP-Programmierung, welche die meisten Programmierkabel nutzen, deaktiviert werden. Dies sollte man lieber vermeiden, denn wenn dieser Programmiermodus deaktiviert wurde, kann nur noch der Parallel-Programmiermodus genutzt werden. Der Parallel-Programmiermodus benötigt jedoch ein spezielles Programmiergerät, das die wenigsten Bastler besitzen. Also Vorsicht!
BODEN Über dieses Bit wird der Brown-out Detector aktiviert bzw. deaktiviert. Dies ist eine Überwachung der Betriebsspannung, die dafür sorgt, dass bei Spannungseinbrüchen ein ordentlicher RESET durchgeführt wird. Dadurch wird verhindert, dass der Controller in einen undefinierten Zustand gerät (hängen bleibt) oder versehentlich das EEPROM / Flash verändert. In der Regel sollte man daher den Brown-out Detector aktivieren.
BOOTLEVEL Über dieses Bit kann die Spannung festgelegt werden, ab welcher der Brown-out Detector den Controller neu startet (also RESET ausführt).
BOOTRST Gewöhnlich startet ein Programm im Controller nach einem RESET ab Adresse 0. Durch dieses Fusebit kann der Controller jedoch veranlasst werden, nach einem Reset einen sogenannten Bootloader-Bereich auszuführen. Ein Bootloader kann genutzt werden, um Controller über andere Schnittstellen (z.B. RS232) zu programmieren.
BOOTSZ0, BOOTSZ1 Der zuvor genannte Bootloaderbereich kann bei AVR-Controllern verschieden groß sein. Über diese beiden Bits können vier verschiedene Größen eingestellt werden. Siehe unter Bootloader.
EESAVE Dieses Bit legt fest, ob beim Programmieren des Controllers (man nennt es auch brennen) immer das EEPROM gelöscht werden soll.
CKOPT Abhängig von den Einstellungen von CKSEL kann hier dir Oszillator-Verstärkung eingestellt werden. Genaueres im Datenblatt des jeweiligen Controllers.
WDTON Schaltet den WatchDog-Timer beim Booten ein/aus. Dies ist auch per Software möglich
RSTDISBL Durch dieses Bit kann man den RESET-Pin deaktivieren und dann als normalen I/O-Port nutzen. Aber Vorsicht! Da die RESET-Leitung beim Programmieren (Brennen) des Chips genutzt wird, kann man nach dessen Deaktivierung den Controller mit den üblichen ISP-Adaptern nicht mehr programmieren. In diesem Fall könnte man zwar den Controlle noch mit speziellen Programmiergeräten im Parallelmodus programmieren, aber in der Praxis verfügen nur wenige Bastler über ein Programmiergerät, das dies leistet.
LB1, LB2 Das sind die sogenannten Lockbits, mit denen sich das Auslesen des Flash- als auch EEPROM-Speichers verhindern läßt. Zwar können andere Anwender immer noch Daten lesen, allerdings handelt es sich dabei nicht mehr um den wirklichen Inhalt sondern lediglich um wirre Datenbytefolgen. Programmierer, die den erarbeiteten Code vor Raubkopierern schützen wollen, nutzen diese Lockbits. Das Programmieren ist auch bei gesetzen Lockbits noch möglich. Der Bootloader-Bereich wird nicht durch die Lockbits geschützt.
BLB01, BLB02 Durch diese Bits kann der Code sogar vor dem Zugriff durch den Bootloader geschützt werden
BLB11, BLB12 Diese Bits schützen den Bootloaderbereich selbst

Wie man die Fusebits mit Bascom einstellt, wird im Beitrag Bascom - Erstes Programm in den AVR Controller übertragen erläutert.

Autoren des Artikels: Frank, Luma

Siehe auch

Entwicklungsumgebungen

Das neueste Microsoft Visual Studio: Die kostenlose Version (Express Edition) setzt auf WinAVR und auf den GCC auf, compiliert über custom-build und generiert ein Script für Ponyprog. Alles mit einem Klick.

Hardware

Sonstiges

Weblinks


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