Bietet ein Controller nicht genügend I/O-Leitungen, dann kann man Portexpander werwenden. Dadurch hat man zusätzliche Ports zur Verfügung. Neben Portexpandern der I²C-Klasse oder SPI-Klasse bietet sich an, 8-Bit-Schieberegister zu kaskadieren und als Expander zu verwenden. Das ist oft ausreichend, weil mehr Ausgänge begraucht werden als Eingänge. Dabei verwendet man Schieberegister mit Ausgangs-Latch, d.h. die Daten werden erst dann an die Ausgänge geschaltet, wenn sie an Ort und Stelle sind.
Falls man Eingänge benötigt, können auch Schieberegister mit Input-Latches ankaskadiert werden, welche die Eingänge von parallel nach seriell umsetzen (in diesem Artikel nicht näher beschrieben).
Inhaltsverzeichnis
Pro & Contra
- Vorteile
- schnell
- preiswert
- einfach anzusteuern (auch ohne Hardware-Unterstützung)
- Ansteuerung ohne Interrupt-Programmierung
- modular aufgebaut und erweiterbar
- alle Ports können gleichzeitig geschaltet werden, auch 100 Stück
- SPI-Interface und ISP-Pins (die oft ungenutzt bleiben) können verwendet werden
- Bus hat nur 3 Leitungen, dadurch kein kompliziertes Layout mit vielen Leitungen
- Nachteile
- bei dieser Version nur Ausgabe möglich
- soll ein Ausgangs-Port geändert werden müssen alle Daten neu gesendet werden
- bei der Variante mit SPI-Hardware liegt MISO brach bzw ist nicht so einfach nutzbar zu machen
Resourcen
Resource | ohne SPI | mit SPI |
---|---|---|
AVR-Peripherie | 3 I/O-Ports | SPI + 1 I/O-Port |
Expander 74*595, CD4094, ... | N | |
maximaler Datendurchsatz in kByte pro Sekunde und MHz |
10 | 37 |
Mit einer CPU-Frequenz von 16MHz hat man also mit der Hardware-Variante einen maximalen Durchsatz von ca. 590 kByte/Sekunde, und 160kByte/Sekunde mit der reinen Software-Variante.
Kleinkram:
- evtl. Pullup/Pulldown-Widerstand: 20kΩ
- Widerstände zum Entkoppeln vom ISP: einige kΩ
- evtl. Kondensatoren von 100pF zum Entstören der Dateinleitungen
- Strom für die Versorgung im Bereich von µA bis wenige mA (je nach Expander-Typ, Anzahl und Frequenz)
Schaltplan
- Das umstrichelte Modul
- kann einfach so oft nach rechts wiederholt werden bis man so viele Ausgänge hat wie gewünscht.
- R1
- ist ein Pullup-Widerstand, der während des ISP-Programmierens dafür sorgt, daß RCK nicht floatet, denn während der Programmierung sind die AVR I/O-Leitungen hochohmig. Dadurch bleiben die Ausgänge der Expander stabil (MOSI und SCK wackeln natürlich beim Programmierern).
- R2, R3
- entkoppeln den ISP-Adapter. Ansonsten stören sie nicht weiter, denn beim Proggen muss praktisch kein Strom fliessen – abgesehen vom minimalen Leckstrom der Ports und Füllen der Portkapazität von ein paar pF.
- Eingang G (Pin13)
- ist hier auf LOW verdrahtet. Falls gewünscht, kann er verwendet werden, um die Ausgänge der Expander hochohmig zu schalten (high-Z). Dann braucht man natürlich einen weiteren µC-Port, um das zu tun.
C-Code
Der folgende C-Code ist Pseudocode, was Setzen der Ports angeht. Die entsprechenden Befehle sind durch die richtigen C-Befehle für diese Ports zu ersetzen.
- MAKE_OUT (X)
- Schaltet X als Ausgang (DDR-Register)
- SET (X)
- Setzt Ausgang X auf HIGH (PORT-Register)
- CLR (X)
- Setzt Ausgang X auf LOW (PORT-Register)
Resource | ohne SPI | mit SPI |
---|---|---|
Interrupts | keine | |
Flash (Bytes mit -Os) | 52 | 44 |
SRAM (statisch) | N | |
SRAM (Stack) | 2 | |
Laufzeit serpa_out() | 19 + 101*N | 16 + 27*N |
SCK-Frequenz | ~fcpu/9 | fcpu/2 |
Makros, Datenstrukturen, Funktionen
- #define SERPA_SIZE
- Define für Anzahl der auszugebenden Bytes
- extern unsigned char serpa[SERPA_SIZE]
- Das Array, dessen Bytes ausgegeben werden. serpa[0] landet in dem Portexpander-IC, das direkt am Controller sitzt. Bit0 erscheint jeweils an Ausgang QA, Bit7 erscheint am Ausgang QH, etc.
- void serpa_init()
- Initialisiert die Schnittstelle bzw. die verwendeten Ports
- void serpa_out()
- Gibt die SERPA_SIZE Bytes aus dem Array serpa aus.
serpa.h
/* SERiell nach PArallel (serpa) im SPI-Protokoll */ #ifndef _SERPA_H_ #define _SERPA_H_ /* 4 Bytes (32 Ports) */ #define SERPA_SIZE 4 extern unsigned char serpa[]; extern void serpa_out(); extern void serpa_init(); #endif /* _SERPA_H_ */
Mit SPI-Hardware
Das Senden erfolgt ohne den SPI-Interrupt zu nutzen. Allein der ISR-Prolog/Epilog dauert schon so lange wie ein Schleifendurchlauf.
serpa.c
// SERiell nach PArallel (serpa) mit Hardware-Unterstützung #include <avr/io.h> #include "serpa.h" // Array für die Daten unsigned char serpa[SERPA_SIZE]; void serpa_init() { MAKE_OUT (PORT_MOSI); MAKE_OUT (PORT_SCK); MAKE_OUT (PORT_RCK); SET (PORT_RCK); // !!! SS muss OUT sein, damit SPI nicht in Slave-Mode wechselt !!! // entfällt, falls PORT_RCK = PORT_SS MAKE_OUT (PORT_SS); // SPI als Master // High-Bits zuerst // SCK ist HIGH wenn inaktiv SPCR = (1 << SPE) | (1 << MSTR) | (1 << CPOL); // pullup an MISO vermeidet Floaten SET (PORT_MISO); // maximale Geschwindigkeit: F_CPU / 2 SPSR |= (1 << SPI2X); } void serpa_out () { unsigned char anz = SERPA_SIZE; unsigned char* serp = serpa+SERPA_SIZE; do { unsigned char data = *--serp; // SPDR schreiben startet Übertragung SPDR = data; // warten auf Ende der Übertragung für dieses Byte while (!(SPSR & (1 << SPIF))); // clear SPIF data = SPDR; } while (--anz > 0); // Strobe an RCK bringt die Daten von den Schieberegistern in die Latches CLR (PORT_RCK); SET (PORT_RCK); }
Ohne SPI-Hardware
Dieser Code funktioniert auch für jeden anderen µC-Typ, der mindestend 3 digitale I/O-AUsgangsports hat, und mit einem Compiler für Standard-C übersetzt wird.
serpa.c
/* SERiell nach PArallel (serpa) via Software */ #include "serpa.h" /* Array für die Daten */ unsigned char serpa[SERPA_SIZE]; void serpa_init () { /* Verwendete Ports auf OUT */ MAKE_OUT (PORT_SER); MAKE_OUT (PORT_SCK); MAKE_OUT (PORT_RCK); /* SCR und RCK auf definierten Level HIGH */ SET (PORT_SCK); SET (PORT_RCK); } void serpa_out () { unsigned char anz = SERPA_SIZE; unsigned char* serp = serpa+SERPA_SIZE; do { unsigned char bits; unsigned char data = *--serp; /* 8 Bits pro Byte rausschieben */ for (bits = 8; bits > 0; bits--) { CLR (PORT_SER); if (data & 0x80) { SET (PORT_SER); } data <<= 1; /* Strobe an SCK schiebt Daten im Gänsemarsch */ /* um 1 Position weiter durch alle Schieberegister */ CLR (PORT_SCK); SET (PORT_SCK); } } while (--anz > 0); /* Strobe an RCK bringt die Daten von den Schieberegistern in die Latches */ CLR (PORT_RCK); SET (PORT_RCK); }
Expander
Von den meisten Expandern gibt es auch Unterversionen, wie 74HC (Highspeed CMOS), 74HTC (Highspeed CMOS, TTL-Compatible), etc. Hier tut's z.B. 74HC. Pro Expander fallen Kosten von ca 30-40 Cent an (Reichelt). Ungelatchte Register wie 74*164 sind übrigens nicht zu empfehlen, weil bei deren Verwendung wäherend des Schiebens die Ausgänge flattern.
Die Verwendete SPI-Frequenz ist unkritisch und kann natürlich auch langsamer eingestellt werden. Taktfrequenzen von 100MHz sind für die ICs normalerweise kein Problem.
- 8-Bit Schieberegister mit Ausgangs-Latch
- 74*594
- Shift Clear, Latch Clear, Tri-State
- 74*595
- Shift Clear, Tri-State
- 74*596
- Shift Clear, Open Collector/high-Z
- CD4094, 74*4094
- Tri-State